Sonntag, erster Advent. Beginn der besinnlichen Zeit, der Ruhe, der Gemütlichkeit. Ein Blick in die Realität unseres Alltags oder längst ein Anachronismus aus schlecht beleuchteten Weihnachtsfilmen der 80er und 90er Jahre aus Hollywood?

Die letzten Wochen des Jahres stellen nicht nur die heimische Waage und eigene Leber vor einer Mammutaufgabe. Inmitten des Rausches vom Black Friday, noch schnell zur Firmenweihnachtsfeier, dabei aber auf keinen Fall den Jahresendspurt zum nächsten Umsatzrekord zu kurz kommen lassen. Die Eltern fragen schon wieder, wann man Heiligabend sie denn nun besuchen komme und man doch bitte nicht vergessen solle noch Oma Anneliese anzurufen.

Durchatmen.

Bevor uns all das die nächsten Wochen bevorsteht, galt es am Sonntag noch einmal vor den besten Zuschauern der Berliner Oberliga in 2019 (offizielle Umfrage unter allen TuS Neukölln Fans) das Jahr gebührend zu verabschieden. Doch schienen die ersten zwei Absätze nicht ohne Bedacht gewählt. Das nervliche Kostüm der Neuköllner schien an diesem Tag so kurz gestrickt wie so manches Kostüm der Damen in nächtlichen Dauerwerbesendungen auf DSF, die Älteren werden sich erinnern.

Doch rollen wir die Geschehnisse chronologisch auf. Die SG Einheit Pankow war zu Gast und damit das noch immer sieglose Schlusslicht der Liga. Vor dem Spiel schworen sich die Neuköllner darauf ein, schnell die Weichen auf Sieg zu stellen und dafür zu sorgen, dass der Gegner an anderer Stelle seinen ersten Erfolg der Saison feiern soll. Die Einstellung war klar, doch die Punktetafel zeigte gegen Ende des ersten Viertels ein anderes Bild. Von einem Klassenunterschied, den man demonstrieren wollte, war bis dato nichts zu sehen und so stand es nach über sieben Minuten 15:15. Ab da an begannen die Hermannplatzler dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken und erzielten zehn Punkte in Folge. So erspielten sie sich die erste zweistellige Führung am Anfang des zweiten Viertels (25:15).

Doch Pankow ist nicht querbeet durchs halbe BVG-Netz gefahren, um dieses Spiel bereits nach einem Viertel der Zeit abzugeben und so kämpften sie sich wieder heran und blieben fortan auf Schlagdistanz. Neukölln passte sich dem Gegner an und ließ den nötigen letzten Willen vermissen. Die 34:27 Führung zur Halbzeit fühlte sich eher an wie ein knapper Rückstand. Coach Bothe erinnerte in der Pause seine Spieler an deren eigenen Anspruch und verglich man die Ansprache vor dem Spiel mit der Leistung der ersten 20 Minuten hätte man am liebsten noch Batman höchstpersönlich zitieren möchten: „Aber was man im Inneren ist, zählt nicht. Das was wir tun, zeigt, wer wir sind.“

Die ersten Minuten nach dem Seitenwechsel versprachen wieder in Ansätzen TuS Neukölln Basketball, doch eben nur in Ansätzen. Nach einer Zehnpunkteführung ließ man Pankow sogleich wieder auf drei Punkte herankommen und schöpfte beim Tabellenletzten wieder Hoffnung. Und wie sagte Johann Wolfgang von Goethe völlig zurecht, „jede Hoffnung ist eigentlich eine gute Tat“, und das sollte die letzte des Gegners für diesen Tag bleiben. In den letzten Minuten des dritten Viertels baute Neukölln nun endgültig eine zweistellige Führung auf und konnte diese am Anfang des letzten Viertels auf über zwanzig Punkte ausbauen (68:46).

Durch einen personell limitierten Kader war dann bei Pankow die Luft raus und man ergab sich seinem Schicksal. Dennoch war das letzte Viertel von vielen kleinen Nickligkeiten geprägt. Beide Mannschaften tauschten Dispute untereinander aus, die weitaus mehr Intensität boten als es das Spielerische hätte auffangen können. Und so zog sich das letzte Viertel unnötig in die Länge, da die Neuköllner nun auch noch das verbale Aufeinandertreffen für sich entscheiden wollten. Die Schiedsrichter unterstrichen dieses Engagement noch mit 2:0 Technische Fouls. Am Ende siegte Neukölln dennoch völlig verdient mit 83:61 und steht nun wieder mit einer Bilanz von 8:2 auf Platz zwei in der Tabelle.

Am kommenden Samstag geht zum letzten Spiel in diesem Jahr nach Hermsdorf, um dann hoffentlich mit einem Sieg besinnlich, ruhig und gemütlich in den zweiten Advent zu starten.

TuS Go!
Fabs