Vom 26. – 28. August 2022 hat sich in Darmstadt/Roßdorf die sog. Gründergeneration (Ü70), vertreten im Club der Freunde des Basketballs, getroffen, um nicht nur in Erinnerungen zu schwelgen, sondern auch um ein umfangreiches Rahmenprogramm zu absolvieren (Stadtführung mit Mathildenhöhe – Unseco Weltkulturerbe, Besuch der Grube Messel – Unesco Welterbestätte, Weinprobe bei einem Winzerhof in Roßdorf) und um auch Basketball zu spielen! Denn Roßdorf ist die Wiege des Deutschen Basketballs (!) , wie folgend ausgeführt wird:

Der folgende Text ist dem Newslettet Nr. 3 -2022 des CdFdB entnommen:

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Warum gibt es in Roßdorf eine Theodor-Clausen-Straße?

Von Theo Clausen weiß man, dass er 1911 im heutigen Surinam geboren wurde. Man fragt sich schon, was hat ihn in das kleine Roßdorf bei Darmstadt verschlagen? Clausen bekam 1934 ein Stipendium am Springfield College in den USA. Hier kam er mit dem Basketball in Berührung, aus der sich eine Leidenschaft entwickelte, die ihn nie wieder losließ. Auch Philipp Kaffenberger aus Roßdorf erhielt 1935 ein Stipendium an eben diesem College. In dessen Tagebuch steht am 19. September 1935: „Ankunft New-York, Pier von Manhattan, Theo Clausen holt mich mit seinem Auto ab.“ Theo Clausen und Philipp Kaffenberger kannten sich nicht, aber als Theo erfahren hatte, dass ein Student aus Deutschland kommen würde, holte er ihn ab, um ihm den Start in den USA zu erleichtern. Daraus wurde eine lange intensive Freundschaft. Ein Jahr bleiben die beiden in den USA zusammen, Philipp als Student und Theo als „Professor“ (er verdiente sich seinen Aufenthalt in den USA mit Deutschunterricht). 1936 trafen sich die Beiden wieder im Olympischen Dorf in Berlin und Theo nahm eine Einladung zur Roßdörfer Kerb an, bei der er seine Frau kennen lernte.

So blieb die Verbindung zu Roßdorf lebenslang bestehen. 1939 ließ er sich in Roßdorf nieder, nach Kriegsende wurde die Familie Clausen endgültig in Roßdorf heimisch. Bereits 1939 brachte Theo Clausen einigen Roßdörfer Mädchen der Abteilung Turnen/Leichtathletik die Grundkenntnisse des Basketballs bei. Ein umgebauter Barren diente damals als Korb. Der Krieg bereitete den ersten Basketballanfängen leider ein Ende. Roßdorf also, Fachwerkhäuser und Kopfsteinpflaster, verträumtes Idyll zwischen Wiesen und Feldern, wahrlich kein besonders spektakulärer Ort, um einer wahnwitzigen Ideologie der damals unbeachteten Randsportart Leben einzuhauchen.

Im April 1946 ging es aber wieder los. Theo Clausen gründete die Basketballabteilung der SKG Roßdorf. Er konnte junge Roßdörfer Sportler für den Basketball begeistern. Dies waren Georg Buchberger, Georg Grünewald, Fritz Kipp, Reinhard Müller und Horst Trautmann. Es gab jedoch keine geeignete Halle. Doch Not macht erfinderisch. Es wurde ein verbeulter Ring an ein morsches Brett genagelt und im Staub gespielt. Der erste Freiplatz nach dem Krieg, wenn man es so will. Zu dieser Zeit war es nicht einfach, Gegner zu finden. Die ersten Spiele wurden gegen lettische, estnische und litauische Soldaten-Mannschaften, aber auch gegen amerikanische Soldaten aus Darmstadt ausgetragen. Durch die anfangs hohen Niederlagen (22:102 gegen eine lettische Mannschaft) ließ sich die Roßdörfer Truppe aber nicht entmutigen. In den folgenden Jahren kamen dann die ersten deutschen Gegner dazu: der Basketballclub Darmstadt (gegründet am 7. September 1946 ebenfalls auf Initiative von Theo Clausen), der Baseballclub Darmstadt und die SG Heppenheim. Die Zeit der Niederlagen war für Roßdorf vorbei. 1947 entstand die Fachgruppe Basketball im Landessportbund Hessen, der Vorläufer des Hessischen Basketball Verbandes, wie nicht anders zu erwarten, unter der Leitung von Theo Clausen. 1955 verließ die Familie Clausen Roßdorf, doch der Kontakt zu Roßdorf und seinen Basketballern riss nie ab. Er war für viele in Roßdorf ein großes Vorbild im sportlichen Bereich, was letztendlich dazu geführt hat, eine Straße nach ihm zu benennen. Und was läge näher, als gerade diese Straße zu nehmen. Diese Straße führt zu den Roßdörfer Sportstätten am Zahlwald (Fußballplätze, Hartplätze, Sporthalle, Tennisanlagen usw.). Also prädestiniert dafür, nach einem großen Roßdörfer Sportler benannt zu werden.

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Auf diesem legendären Freiplatz wurde ein Freiwurfwettbewerb durchgeführt (vor der Weinprobe), den der Organisator der nächsten Ü70 DM 2023 in Gießen, Horst Wiegard, gewann. Am Sonntag vormittag dann trafen sich um 10 Uhr 5 (!) Spieler der Gründergeneration (im Bild in roter Spielerkleidung), darunter auch der Verfasser dieses Artikels, sowie einige etwas jüngere Spieler des gastgebenden Vereins BC Darmstadt, um vor einer größeren Zuschauerkulisse ihre noch zweifellos vorhandenen basketballerischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Das Spiel über 4 x 10′ durchlaufende Zeit endete unentschieden. Es hat allen Beteiligten großen Spaß gemacht, keiner verletzte sich und so verabschiedeten sich alle Teilnehmer und Zuschauer, um noch den wirklich sonnigen Sonntag nachmittag zu genießen.

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr in Berlin!
Dr. Dieter Wagner